Geschichte

100 Jahre
Z83 Ilshofen und Umgebung

Der Verein für Geflügelzucht Ilshofen wurde im Jahr 1898 gegründet und hielt am 22. Januar 1899 seine erste Generalversammlung bei seinem Mitglied Dietmann ab. Zum Vorstand wurde gewählt: Herr Weber, Vize-Vorstand Bohn, Schriftführer Hemm, Kassier Franz. Zu Ausschußmitgliedern wurden gewählt: Gerstung, Horlacher und Dietmann.
In der 1. Generalversammlung wurde beschlossen, den Jahresbeitrag auf eine Mark festzusetzen, 22 Gründungsmitglieder wurden vermerkt. Literatur und eine Fachzeitschrift wurden angeschafft zur Bekämpfung der Hühnerseuche, ein Buch über Kaninchenzucht und -Pflege . Der Vereinsdiener erhält fürs Einladen und den Einzug der Beiträge jährlich -man höre und staune- 3 Mark. Bei halbjährlichem Einzug viel Arbeit und wenig Lohn. Vorstand Weber fordert die Mitglieder auf, bei der strengen Winterzeit die hungernden Vögel zu füttern. Ebenso sollten Maßnahmen getroffen werden, die Raubvögel und namentlich Raben zu vertilgen. In der ersten Generalversammlung des neu angebrochenen Jahrhunderts am 10. Januar 1900 wurde festgehalten, daß der Verein auf 48 Mitglieder angewachsen ist. Von einer Christbaumfeier am 21.12.1900 wird berichtet, daß die Stadtkapelle mitgewirkt hat. Mehrere Mitglieder gaben komische Stücke zum Besten . Die Musik hat aus der Vereinskasse 8 Mark erhalten. Sämtliche Mitglieder wurden durch Crikular (heute sagt man Rundschreiben) gebeten, bei wirklich strenger Winterzeit unserer lieben Vögelei zu gedenken und reichlich zu füttern. Der Vorstand hat den derzeitigen Jagdpächter Meyder beauftragt gegen Schußgeld Raubzeug abzuschießen :

Große und kleine Würger 10 Pfennig
Raben, Elstern, usw. 20 Pfennig
Sperber, Falken, Wiesel 50 Pfennig

Von 1898 bis 1910 waren es 88 Zusammenkünfte oder Generalversammlungen. Ein Beweis für ein reges Vereinsleben mit vorsichtigen Entschlüssen und sparsamen Entscheidungen zugunsten der Vereinskasse. Der erste Weltkrieg hat auch in der Vereinsgeschichte und im Vereinsleben Spuren hinterlassen. Die Inflation ist aus dem Kassenbuch nicht ersichtlich.
Man vermißt die damaligen astronomischen Summen. Alle Berichte weisen Mark- und Pfennigbeträge aus wie in den vorausgegangenen und nachfolgenden Jahren.Im Rechenschaftsbericht vom 10. Februar 1911 stehen 61 Mitglieder zu Buche. Generalversammlung im Januar 1920, Herr Carl Kupfer wird zum ersten Vorstand gewählt, er führte den Verein bis 1947.
Der Jahresbeitrag wurde am 16.März 1924 auf 2 Mark festgesetzt. Auf der Versammlung wurde noch der Wunsch geäußert, daß pünktliches und zahlreiches Erscheinen bei Zusammenkünften im Interesse jedes Einzelnen als Parole gilt. Redner haben ums Wort zu bitten und der Schriftführer hat über jede Versammlung Bericht zu erstatten. Im April 1924 wird beschlossen, daß der Schüler G. Messerschmidt zum Vereinsdiener bestimmt wird bei einer Entlohnung von 20 Mark, zahlbar erstmals im April 1925. Bei Veranstaltungen erhält er ein Freibier. Ein Nachtrag vom Juli 1926. Am 1. August Ziegenschau in Schwäbisch Hall. Zahl der Tiere 94, davon 7 aus Ilshofen, 5 wurden mit ersten Preisen prämiert.

Urkunde 1928

Als Ansporn hat der Stadtgemeinderat eine Summe von 15 Mark dem Verein bewilligt und zusätzlich wurde die Preisprämie von 3 Mark, die der Gemeindebock erbracht hat, dem Verein als Geschenk überlassen. Über die Bedeutung der Ziegenhaltung während des ersten und zweiten Weltkriegs, sowie die Bedeutung der Bergmannskuh, so wird die Ziege im Kohlenpott genannt, gibt ein kleines Gedicht Auskunft:

Die Geiß, die Kuh des kleinen Mannes,
war lange Zeit veracht`,
doch unsre jetz`ge schwere Zeit
hat sie zur Ehr gebracht.
Heut gilt sie nicht als ordinär,
heut hält sie auch der Millionär.

Von den Erträgen, die die deutschen Kleintierzüchter erzielen, hat man im allgemeinen noch immer nicht die richtige Vorstellung. Man weiß zum Beispiel, daß im Wirtschaftsjahr 1938 der Wert aus der Hühnerhaltung 67 Mill. RM (Reichsmark ), aus der Ziegenhaltung 252 Mill. RM, aus der Kaninchenhaltung 122 Mill. RM, aus der Gänsehaltung 52 Mill. RM, aus der Bienenhaltung 44 Mill. RM und aus der Entenhaltung 44 Mill. RM betrug. Es wurden also für 1.2 Milliarden RM Erzeugnisse produziert. Für einen Laien eine Summe, die man den Kleintierzüchtern nicht zugetraut hätte. Die Produktion erfuhr in den Kriegsjahren sogar noch eine wesentliche Steigerung. Fräulein Frank aus Oberaspach bringt im August 1927 zum Ausdruck, daß Geflügelhaltung eigentlich Sache der Hausfrauen sei und bei Versammlungen ihre Anwesenheit zu begrüßen wäre. 1928 bei einer Art „ Russischer Kälte „ ,Minus 19 Grad, Besuch einer Ausstellung in Brettheim. Teilnehmer an der Nordpolfahrt mit Schlitten bezeichnen diese als kälteste Schlittenpartie. Es folgen Jahre ohne besondere Vorkommnisse, trotz reger Tätigkeit im Vereinsleben.
Im Jahr 1931 ist der Verein auf 105 Mitglieder angewachsen, somit stärkster Verein innerhalb des Bezirksverbandes. Eine mustergültige und erstklassig ausgestattete Ausstellung hat am 7. und 8. Dezember 1931 stattgefunden. Ausgestellt waren 395 Tiere. Tierschutz und Vogelwelt sind immer wieder Thema der vielen Veranstaltungen. Am 23.April 1933 wurde die erste Generalversammlung nach dem Regierungswechsel abgehalten. Mit „ Heil Hitler „ wurden die Berichte abgeschlossen und in den Nachkriegswirren mit Papierstreifen überklebt. Die Generalversammlung vom 22 .April 1934 behandelt die Neuorganisation bzw. das Umstellen aller Vereine und Verbände im Dritten Reich. Leider hat sich auch die Anzahl der Mitglieder von 105 auf 84 verringert. Am 7.Mai 1939 wird erwähnt, daß die Maul - und Klauenseuche ausgebrochen ist.
Ein Zitat vom 4. April 1943 :“ Ebenso wurde an unsere an der Front stehenden Mitglieder gedacht und erwähnt, desgleichen der Toten des Vereins und des Krieges“. Anschließend wurde zur Tagesordnung übergangen. Wenn früher die Futterversorgung nichts zu wünschen übrig ließ, folgt jetzt eine Futterknappung. Eine Fellsammelstelle wurde beliefert. An die Sondergruppe Mainfranken wurden 20 Pfund eingedostes Kaninchenfleisch geschickt. Das Fleisch war für ein Lazarett in Kitzingen bestimmt. 30.April 1944, je näher wir dem Ende des Krieges entgegen gehen, desto größer werden die Anforderungen an die Allgemeinheit, Hauptsächlich an den "Nährstand" und mit ihm die Kleintierhaltung . An Erzeugnissen gibt der Verein Fleisch, Felle, Wolle und Federn ab. Auf Blatt 91 des Protokollbuches die lapidare und doch so bedeutungsvolle Notiz: "Infolge des Krieges in unserer Heimatstadt keine Generalversammlung 1945".
In der Jahresversammlung vom 10. März 1947 legt der Vorsitzende sein Amt nieder mit folgender Begründung: "Die Militärregierung hat angeordnet, daß freie Wahlen stattzufinden haben und jeder Verein genehmigt sein muß. Die Versammlung Wählte in geheimer Wahl und nach demokratischen Grundsätzen die erste Nachkriegsvereinsführung". Berichte über die Jahre 1946 bis 1950 sagen aus, daß sich der Verein anschickt, in gewohnter Weise seinen Platz im Kreis der örtlichen Vereine einzunehmen. 95 Mitglieder, davon 25 Auswärtige. Unsere Neubürger fühlten sich bei den Kleintierzüchtern wohl und die Zahl der Mitglieder stieg 1947 auf sage und schreibe 114. Von 1950 bis 1965 sind gekennzeichnet von vielen verschiedenen Aktivitäten die nach und nach immer weniger wurden.
So fiel der Verein in einen Dornröschenschlaf.
Am 23.Januar 1981 wurde der Verein mit einer außerordentlichen Hauptversammlung "wachgeküßt". Mit viel Temperament wurden Neuwahlen durchgeführt: Willi Kuiper wurde zum neuen Vorstand gewählt. Neue Namen tauchen auf in der neuen Vereinsführung: Joswig, Munzinger, Deininge, Schneider, Fähling, Bäuchle, Harlaß, Thuiner. Der Jahresbeitrag wurde von 5 auf 8 DM erhöht. 1982 wird Friedrich Bäuchle neuer Vorstand , Kassier Josef Schneider und Herbert Ristau Jugendleiter der 1983 gegründeten Jugendgruppe. In neuen Händen ist die Schriftführung bei Frau Bock. Der Verein zählt im Januar 1984 wieder 54 Mitglieder.

1984 neuer und alter Vorstand Friedrich Bäuchle
1.stellvertr. Vorstand Luise Deininger
2.stellvertr. Vorstand Werner Zügel
Kassier Josef Schneider
Schriftführer Birgit Bock
Zuchtwart Erwin Munzinger
Ringwart Luise Deininger
Tätomeister Walter Herzog
Gerätewart Ernst Schary
Jugendwart Herbert Ristau

1982 wurde wieder eine Jungtierschau veranstaltet, in einem Zelt auf dem Spielplatzgelände der Ludwigstraße. Danach war der Verein einige Jahre bei der Firma Berg und Jäger zu Hause bevor er sein Domizil in der Frankschen Scheune in Oberaspach fand. Dort veranstaltet er traditionell im November seine Lokalschau mit Hasensauerbraten-Essen. Der mehrjährige Vorstand Friedrich Bäuchle verstarb 1987 im Alter von 65 Jahren. Das Leben geht weiter, es mußte eine neue Vereinsführung gewählt werden. Herr Schary als Vorstand und Kurt Wüstner als Schriftführer versahen dieses Amt bis Februar 1989. Es folgte ein neuer Vorstand, Herbert Ristau. Jürgen Schwarz wurde Jugendwart. Zum Vize-Vorstand wurde Bruno Schönberger gewählt. 1991 wurde seine Frau Monika zur Schriftführerin ernannt. Mitgliederstand in Februar 1998 : 56 zahlende Mitglieder und 7 Jugendliche.
Ein Verein, der 1998 seinen 100sten Geburtstag feiert und sich durch Höhen und Tiefen unserer unruhigen Zeitläufe behauptet hat, darf stolz auf sich sein. Man kann nur allen ein ganz herzliches Dankeschön sagen, die sich in uneigennütziger Weise für die Belange des Vereins eingesetzt haben und ihm die Treue hielten. Wir denken zurück an die vergangenen Jahre emsigen Vereinslebens, denken an alle, die nicht mehr unter uns weilen, an alle Vorstände und Funktionäre, die immer versucht haben ihr Bestes zu geben.

Wir bedanken uns bei Herr Kurt Wex für die Ausarbeitung dieser Chronik.

Vorstand im Jubiläumsjahr

1.Vorsitzender Jürgen Schwarz
2.Vorsitzender Bruno Schönberger
Schriftführer Monika Schönberger
Kassier Josef Schneider

Ausschuß im Jubiläumsjahr

Zuchtwart Kaninchen Erwin Munzinger
Zuchtwart Geflügel Alfred Moll
Tätowart Walter Herzog
Jugendleiter Jürgen Poisel
Gerätewart Herbert Herterich
Beisitzer Hans Waldmann
Josef Lechner

Urkunde 1930