Heidrun Arp

ist stolze Besitzerin des Hühnerhotels Hohenlohe mit seinen 30 gefiederten Bewohnern.

Aus witzigem Geschenk wird große Leidenschaft Fröhlich gackernd läuft die bunte Hühnerschar von Heidrun Arp durch den Garten des alten Bauernhauses. Es scharrt und pickt an allen Ecken und Enden. Als die Federvieh-Liebhaberin ihre 30 Tiere ruft, kommen sie angestürmt, um aus ihrer Hand Körner zu picken. Mit einer schnellen Bewegung schnappt sich Heidrun Arp ein schwarzes Huhn und setzt es auf ihren Schoss. Genau diese Rasse ist ihr ganzer Stolz. Es sind die vom Aussterben bedrohten Augsburger Hühner, und die züchtet die 38-Jährige.

Ich habe aber auch noch französische Bressehühner, Marans, Araucana, Onagardori-Hühner, Sundheimer und einige andere mehr“, erzählt sie lächelnd. Auch Enten sind auf der anderen Seite des Gartens zu finden. Noch vor einigen Jahren kannte sie Hühner nur vom Suppentopf. Das änderte sich prompt an ihrem 30. Geburtstag. „Wir waren gerade in das alte Bauernhaus eingezogen, da bekam ich von meinen Geschwistern drei Legehühner“, erinnert sich Wahl-Hohenloherin. Der Liebe wegen war sie im Ländle geblieben. Als sie nämlich zurück nach Norddeutschland gehen wollte, hielt sie ihr heutiger Partner mit den Worten: „Ich will aber, dass du bleibst.“ So blieb sie eben. Einige Jahre dauerte es, bis das Paar bei der Suche nach einem kleinen Haus mit Nebengebäude fündig wurde. Dort auf der Hohenloher Ebene in einem kleinen Dorf begann für Heidrun Arp ein neues Leben mit drei Hühnern.

Aus einem witzigen tierischen Geschenk wurde eine Leidenschaft fürs Federvieh. Es kamen stolze Rassehühner hinzu. „Fünf Mädels und ein Hahn“, erzählt Heidrun Arp. „Im Internet sah ich weitere schöne Exemplare.“ Der Platz war da, so zogen neue Hühner auf die Hohenloher Ebene. „Und dann kam mir aus Spaß die Idee mit dem Hühnerhotel“, verrät Heidrun Arp verschmitzt. In Schwäbisch Hall kannte sie das Hotel Hohenlohe. „So nannte ich mein Domizil eben Hühnerhotel Hohenlohe“. Das alte Hühnerhaus wurde erweitert. Ein großer Auslauf kam dazu. Da dieser Platz jedoch für die Anzahl der Hühner nach Heidrun Arps Vorstellungen zu klein war, wurde kurzerhand über den Hof ein Tunnel aus Drahtgeflecht gebaut. Seitdem können die Hühner in den großen Garten direkt am Haus gelangen. Von diesem Luxus machen sie fleißig Gebrauch. Zwei Türsteher sind auch unter ihnen. Die passen auf, dass Kater Willy – der hat sich angewöhnt, im Hühnerstall zu schlafen – nicht mit in den Garten kommt. Versucht er es doch, kommen die Kampfhennen und picken ihn zurück.

Hat Heidrun Arp ihren Arbeitstag hinter sich, geht’s zum Federvieh. „Hühner geben einem nicht nur Eier, sondern auch sehr viele entspannende Momente“, erzählt sie und ergänzt: „Sich einfach in den Garten setzen, beobachten, dem Gegacker lauschen, aus der Hand füttern – das alles sind Augenblicke, um einfach runterzukommen, abzuschalten und zu genießen.“ Dann gibt es da noch den Brutautomaten, der bis zu 60 Eier fasst. Sind die Küken geschlüpft, spielt Heidrun Arp den Mutterersatz. Nicht nur die kleinen Hühner werden anhänglich, sondern auch die Entlein. Letztere nimmt das Paar im Sommer schon mal mit an die Jagst zum Baden. Sind die Kleinen erschöpft, erholen sie sich auf der Schulter ihrer Ersatzmama. Eier gibt es auf dem Hof reichlich. „Viel zu viele, um alle selbst verarbeiten zu können.“ Dann freuen sich Kollegen. Kommt Besuch, packt Heidrun Arp den selbstgemachten Eierlikör aus. Ab und an fällt auch mal ein Brathähnchen ab. „Das gehört für mich dazu“, betont sie.

Deshalb schlachtet sie auch selbst. Die männlichen Tiere ihrer Bressehühner bringen es auf über zwei Kilogramm Schlachtgewicht. Gelernt hat sie dieses Handwerk übrigens von einem Nachbarn. Für Heidrun Arp ist es der Kreislauf des Lebens – geben und nehmen. „Meine Tiere hatten ein schönes Leben im Hühnerhotel Hohenlohe“, sagt sie. Und sie weiß, was bei ihr auf den Tisch kommt: nämlich unbelastete Lebensmittel, die sie ohne Reue und Überlegung essen kann.

 

Fotos: Corinna Janßen

Quelle: SÜDWEST PRESSE, Ulm